News auf Snapchat? Sieht aus wie Werbung

Emojis sind mürrisch wegen Snapchat. Foto: Twitter (CC BY 4.0)

Viele Medien verbereiten ihre Inhalte auch auf Snapchat. Dumm nur, dass ein jugendlicher Snapchat-Experte auf Europas größter Internetkonferenz Republica gerade diese Angebote für Werbung hält.

„Hier kommt der Part, in dem ich mich zum Affen mache“, steht auf dem großen Bildschirm, den rund 500 Zuschauer auf der Republica betrachten. Joshua Arntzen zeigt in einem Erklär-Video die Filter-Funktionen von Snapchat: Joshua ohne Nase, Joshua als Pilot im Flugzeug, ein paar Face-Swaps. „Dumme Gesichter und Filter, dazu wurde Snapchat im Prinzip erfunden“, erklärt der Jugendliche.

Nach dem zehnminütigen Video wird Joshua live zugeschaltet, per Skype aus seinem Jugendzimmer. Persönlich kann der Jugendliche in diesem Jahr nicht auf der Berliner Internetmesse sein, der größten Konferenz für Digitales und Neue Medien in Deutschland. Er muss zur Schule. In dem Panel „Snapchat für Erwachsene“ versucht er, Interessierten und alten Medienhasen jene App zu erklären, die seit einer Weile weltweit gehypet wird.

So wird Joshua mal eben vom Schüler zum Lehrer und beantwortet Fragen vor großem Publikum: Wem er folgt er? („Eigentlich nur meinen Freunden (…)und ein paar Rappern“). Wie beeinflussen Marken über die App ihre Kunden? (Weiß er auch nicht so genau.) Ob es ihn stört, dass eine Firma persönliche Daten sammelt („Nein, wir leben im 21. Jahrhundert.“). Applaus aus dem Publikum.

„Das ist eigentlich nur Werbung“

Doch nicht nur Teenies sind auf Snapchat. Auch Journalisten und Medienhäuser tummeln sich dort, sie sind in der App unter der Kategorie „Discover“ zu sehen. Viel Arbeit und Geld investieren Medienmacher, um unter der Kategorie „Discover“ auf Snapchat dabei zu sein. Um ja nicht das vermeintliche neue Twitter zu verschlafen, wo ein riesiges junges Publikum wartet.

Wie gut kommen die „Discover“-Angebote bei Jugendlichen an? „Das ist eigentlich nur Werbung“, urteilt Joshua dazu in seinem Erklär-Video. Dabei bieten an dieser Stelle auch CNN, der WDR, Bento und viele weitere ihre Geschichten an.

Die Republica-Besucher wollen das genauer wisen. Ob Joshua sich nicht für Journalismus und News auf Snapchat interessiere? Seine Antwort: Doch, das fände er schon interessant. Stories von Buzzfeed sieht er sich regelmäßig an, sagt Joshua. Und fügt hinzu: „Ich fänd’s geil, wenn’s da was von CNN gäbe (…) oder irgendeinem News-Channel“.

Nur nicht das neue Twitter verpassen

Dass es das längst schon gibt, hat der junge Medienexperte offenbar nicht mitbekommen. Keine gute Nachricht für alle, die auf digitales Storytelling und Snapchat-Nachrichten setzen, um junges Publikum zu erreichen. Am Digital Native Joshua, der Snapchat täglich nutzt, scheint das jedenfalls vorbeizurauschen. Vielleicht weil Snapchat für dumme Gesichter und Filter erfunden wurde und nicht für Journalismus.

Für witzige Face-Swaps mit Freunden taugt Snapchat allemal. Nur der Journalismus kämpft noch darum, sich auf der Plattform durchzusetzen. In ein paar Jahren werde Snapchat vom nächsten App-Trend abgelöst, vermutet Joshua Arntzen.

Das Video zum kompletten Panel „Snapchat für Erwachsene“ mit Joshua Arntzen von der Republica 2016 gibt es hier:

Spoiler: Ab Zeitmarke 19:30 beantwortet Joshua die Frage unserer Autorin zu Journalismus auf Snapchat. Dabei sagt er einmal „geil“ und ganz zum Schluss „Scheiße.“

Foto: Twitter (CC BY 4.0)

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