Glosse: Die Begrüßung muss sauber werden

Warum es gut ist, dass manche Muslime den Handschlag verweigern.

Die Hand ist eine Biowaffe: Klinken, Griffe, Knöpfe, Henkel, Tastaturen – alles ist vollgeschmiert mit Keimen, Schweiß, Hautzellen, Talgdrüsen- und Hornfett. Auf der Haut jedes Menschen leben zwei Milliarden Keime – fast doppelt so viele wie Menschen in China. Allein auf der Handfläche krabbeln hundertfünfzig Arten pro Mensch; von fast fünftausend, die dort insgesamt bisher gefunden wurden. Und die tauschen wir miteinander, bei jedem Händedruck. Wenn Muslime also den Handschlag verweigern, weil er beschmutzend sei, sollte uns das nicht aufregen, sondern inspirieren! Die Begrüßung muss sauber werden – was die moderne Gesellschaft braucht, ist keine Integration, sondern ein neues Ritual.

Früher reichte man sich einander die Waffenhand um zu versichern: „Ich tu dir nichts, du tust mir nichts“ – wer einschlägt, kann nicht zuschlagen, wenigstens für den Moment. Doch inzwischen weiß man mehr. Jede Berührung ist eine Keimdusche, der Handschlag ist die moderne Version der Messerstecherei. Aber welche Begrüßung könnte ihn ersetzen? Zwinkern, Handzeichen und Luftküsse scheiden jedenfalls aus: Körperkontakt ist wichtig, der Mensch braucht Nähe für seinen Hormon-Haushalt. Also ein „Fist-Bump“, wie Obama ihn pflegt? Der verringert das Risiko, aber zehn Prozent der Keime werden trotzdem übertragen. Und wer glaubt, das reiche völlig, der suche im Internet: „Handkeime unter dem Mikroskop“.

Heiliges Desinfektionsspray!, denkt sich da der Drogerie-Fachangestellte und hat sogleich eine Lösung parat: Was gibt es schöneres als eine gegenseitige Massage mit desinfizierendem Gel? Kein schnödes Schütteln mehr, kein Drücken, kein Patschen. Einfach Hände ausstrecken und den Gegenüber machen lassen. Ein großer Kleks pro Hand, dann zuerst die Flächen kneten, anschließend die Finger, und bitte die Zwischenräume nicht vergessen. Unter den Nägeln wird es ein bisschen kompliziert, aber es lohnt sich. Der Gruß eignet sich unter Freunden, beim Vorstellungsgespräch und im Fernsehen. Und wie immer bei Berührungen gilt: Wer stöhnt, dem gefällt’s. Ganz und gar sauber, entschleunigend und unbeschmutzt.

Foto: CC0 Public Domain

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